Februar 29

SFC startet Saison 2016 mit Flugsicherheitsevent

 
 
 

Dazu hatten sich 54 aktive Pilotinnen und Piloten des Vereins in der Betzdorfer Stadthalle getroffen und nahmen interessierten Anteil an den spannenden Vorträgen und nachfolgenden Diskussionen.

Conny Theis erklärte anhand von Beispielen, wie man sich auf Notfälle wie einen Motorausfall oder gar eine Kollision mit einem anderen Segelflugzeug mental vorbereiten kann, um dann im Ernstfall gut vorbereitet, schnell und richtig zu entscheiden.

Conny erklärte die Bedeutung der mentalen Vorbereitung

Conny Theis weist auf die Bedeutung der mentalen Vorbereitung hin

Die genaue Kenntnis der entsprechenden Abläufe, die je nach Flugzeugart und -muster recht unterschiedlich sein können, ist dabei das Wichtigste. Diese Abläufe vor dem geistigen Auge, also „mental“ in Form von Trockenübungen durchzuführen, hilft dann in kritischen Situationen ruhig zu bleiben, weil man genau weiß, was man in welcher Reihenfolge zu tun hat.

Es ist wie bei allen fliegerischen Tätigkeiten : Die Qualität der Vorbereitung entscheidet über Sicherheit und Erfolg der Unternehmung.

Vereinsvorstand Armin Brast machte dann die für ein Motorflugzeug kritische Phase des Startablaufs zum Thema. Ausführlich erläuterte er anhand von Beispielen, wie sich die normal erforderliche Rollstrecke und Startstrecke über ein 15 m hohes Hindernis in Abhängigkeit wichtiger Parameter sogar verdoppeln kann. Was auf trockener und ebener Asphaltpiste auch bei maximalem Abfluggewicht problemlos abläuft, kann bei anderer Platzhöhe, geneigter Startbahn, feuchter Graspiste mit weichem Untergrund und eventuell noch sommerlichen Temperaturen schnell zum Desaster führen.

Gemeinsam wurden einige Beispiele durchgerechnet, die zeigten, wie wichtig es ist, vor jedem Start genau die wichtigen Parameter zu kennen, zu berücksichtigen und eine Startstreckenberechnung durchzuführen.

Armin Brast hat die Startstreckenberechnung im Blick

Armin Brast hat die Startstreckenberechnung im Focus

Eine einfache Konsequenz ist zum Beispiel, die Motorflugzeuge nie vollgetankt abzustellen, da sonst am nächsten Flugtag eventuell keine Gastflüge mit voller Besatzung durchgeführt werden können oder ein Pilot mit zu hohem Startgewicht startet.

Bei Segelflugschleppzügen muss dann zusätzlich noch die Belastung durch das Gewicht und den Rollwiderstand des Seglers und die dadurch zusätzlich verlängerte Rollstrecke berücksichtigt werden. Bei kritischen Platzbedingungen und ungünstigen meteorologischen Parametern wie Windstille oder evtl. Seitenwind oder hohen Temperaturen, ist dann schnell der Moment erreicht, wo von einem Schlepp abgesehen werden muss, auch wenn am Himmel die schönsten Cumuli einladen.

Genau zu diesem Thema bezog Frank Wendland in seinem Beitrag Stellung : Wie es aussieht, wenn die Vorbereitung nicht passt, Plan A nicht klappt, Plan B übergangen wird und es für Plan C fast zu spät ist und man dann schon ziemlich viel Schwein haben muss !

Das Risiko, dass man einen begonnenen Schlepp abbrechen muss, kann man meist vermeiden. Sollte dann aber doch der Notfall eintreten, müssen beide Piloten darauf vorbereitet sein und vor allem rechtzeitig entscheiden und ausklinken. Er zeigte anschaulich, was passieren kann, wenn diese Entscheidung verzögert wird, welche viel höheren Risiken man schon bei Plan B eingeht.

Frank Wendland weist auf die Bedeutung der Flugvorbereitung hin

Frank Wendland weist auf die Bedeutung der Flugvorbereitung hin

Ebenso interessant waren seine Ausführungen zum Thema Flugvorbereitung, gerade auch bei kurzen „normalen“ und eigentlich als völlig unkritisch eingeschätzten Flügen. Wie schnell kann es passieren, dass sich der Flugplatz, den man zum sonntäglichen Kaffeetrinken anfliegt, hinter einer dicken Gewitterwolke ohne absehbare Enden versteckt, die Sicht dann plötzlich durch eingeflossene feuchte Warmluft miserabel wird. Und man dann nicht die Funkfrequenz des nächstgelegenen Ausweichflugplatzes geschweige denn die dortigen Platzrundenregeln zur Hand hat. Dann gibt es erstmal Adrenalin statt Kaffee !

Daher sollte man, auch wenn kein Flugplan erforderlich scheint, das Infogerüst des Flugplans dennoch für eine grundlegende Flugvorbereitung nutzen : Ausweichplätze auf der Strecke, Platzfrequenzen und Platzrundenverfahren, Wetterverhältnisse und Vorhersagen, Sicherheitsmindesthöhen und eine ganze Reiher weiterer wichtiger Fluginformationen kann man schnell und einfach abfragen und festhalten. Sogar die Berechnung der zulässigen Gewichte, möglicher und sinnvoller Reichweite und damit Kraftstoffmengen kann man hier als Vorbereitung wie eine Checkliste durchgehen. Das macht Sinn, denn nur wenn alle relevanten Daten schnell und übersichtlich verfügbar sind, hat mein in einer kritischen Situation die Ruhe und vor allem die richtigen Kriterien zur Verfügung, um schnell die richtigen Entscheidungen zu treffen und dann nicht erst groß suchen zu müssen.

Das Thema von Axel Schumachers Vortrag waren weitere Faktoren die zu Unfällen oder gar zur Bildung von Unfallschwerpunkten führen. Dabei spielen neben den schon genannten Fakten auch weiche, aber umso kritischere Faktoren eine große Rolle, etwa die eigene Selbsteinschätzung, die Erfahrung des Piloten, die Leistungseinschätzung des Piloten über seinen Flieger, die Einschätzung der „gefühlten“ eigenen Höhe über Grund im Endanflug bei kritischer Reichweite zum Platz. Wie verändert sich beispielsweise der Gleitwinkel eines Segelflugzeugs mit eigentlich brauchbarem Gleitwinkel unter Einfluss von 20 km/h Gegenwind und stärker sinkender Luftmasse ? Da ist es mit einfach weiter gerade ausfliegen nicht getan, Plan B muss früh angedacht werden, da dann meist noch eine brauchbare Landewiese erreichbar ist. Und das Außenlandebier schmeckt allen besser als ein Flieger in den Bäumen direkt am Platz oder ?

Axel Schumacher erläutert die Ursachen von Flugunfällen

Axel Schumacher erläutert die Ursachen von Flugunfällen

Um diese Fehler zu vermeiden, selbst wenn man sie selber noch nicht gemacht hat, wird der Verein auf Vorschlag unseres LH-Aspiranten Tim Reifenrath ein entsprechendes anonymes Berichtwesen einführen. Bei vielen Airlines werden diese straffreien Meldeverfahren schon erfolgreich praktiziert. Sie erlauben jedem Pilot, aber auch dem am Boden befindlichen Beobachter, kritische Situationen ohne direkte Konfrontation anzusprechen und dann durch erfahrene Piloten auswerten zu lassen, um daraus zu lernen : Gefahrenschwerpunkte frühzeitig erkennen, Verfahrenweisen zur Gefahrenvorbeugung zu erarbeiten, Probleme allgemein anzusprechen und damit die Erfahrung allen Piloten zugänglich zu machen. Lerneffekt und Vorbeugung statt Strafe und Verurteilung tragen dabei mehr zur Unfallverhütung bei, als die Ausgrenzung Einzelner aufgrund von problematischen Vorfällen mit drakonischen Strafen.

Tim stellt anonymisiertes Berichstwesen vor

Tim Reifenrath stellt ein anonymisiertes Berichtswesen für Zwischenfälle vor

Der SFC wünscht nun allen Piloten, dass sie ihre Erfahrungen teilen und dazu beitragen, dass wir dieses Jahr eine sichere und unfallfreie Flugsaison absolvieren.

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