Segelflieger in Betzdorfer Stadthalle gelandet – das könnte man zumindest am 8.11.2025 meinen, da ein Hochleistungssegler des SFC das Bühnenbild der Betzdorfer Stadthalle an diesem Tag beherrschte. Bereits um 10 Uhr öffnete die Stadthalle ihre Türen für die knapp 100 Segelfliegerinnen und Segelflieger aus ganz Rheinland-Pfalz und dem Umland des SFC, die ihren Weg zum Segelfliegertag Rheinland-Pfalz 2025 in die äußerste nördliche Ecke des Bundeslandes gefunden hatten.



Organisiert vom SFC Betzdorf-Kirchen e.V. in Zusammenarbeit mit dem Luftsportverband Rheinland-Pfalz (LSVRP), stand der Tag ganz im Zeichen des Segelflugsports.

Die Besucher konnten sich auf interessante Vorträge und spannende Diskussionen zu aktuellen Themen des Segelflugs und des Luftsports ebenso wir über zahlreiche Ehrungen der Mitglieder freuen.

Der LSVRP hatte dabei erneut das Vertrauen in den SFC Betzdorf-Kirchen e.V. gesetzt und ihm zum vierten Mal die Durchführung des Segelfliegertags anvertraut. Diese wiederholte Beauftragung zeigt die Wertschätzung für den Verein, aber auch für die Region.
Parallel zur Tagung präsentierten zudem verschiedene Aussteller aus der Luftsportbranche ihre Produkte und Dienstleistungen im Foyer der Stadthalle.

Nach der Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden des SFC, Armin Brast, hoben die Bürgermeister der Stadt Betzdorf und der Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain, Johannes Behner und Joachim Brenner, in ihren Grußworten ihre Wertschätzung für den Verein hervor. Neben der langjährigen Tradition des SFC erwähnten sie besonders die aktive Jugendarbeit des Vereins neben den vielfältigen Veranstaltungen und unzähligen sportlichen Erfolgen des SFC, die dieser in seiner nun mehr 75-jährigen Vereinsgeschichte durchgeführt hatte und sich so einen hohen Stellenwert in der Region erarbeitet hatte.

In Vertretung von Andreas Hundhausen, dem Bürgermeister der Stadt und Verbandsgemeinde Kirchen, schloss sich Klaus-Jürgen Griese, der Sportbeauftragte der VG Kirchen, den lobenden Worten seiner Vorredner an, insbesondere in Bezug auf die Kameradschaft innerhalb des Vereins und seine sportlichen Errungenschaften, ebenso wie die erfolgreiche Jugendarbeit.

Jörg Federrath, SFC-Ehrenmitlied und Vize-Präsident des LSVRP, ging auf die Leistung der Mitglieder ein, die diese in rein ehrenamtlicher Tätigkeit über viele Jahre hinweg erbracht hatten, und welche es überhaupt erst ermöglicht hatte, dass der Flugplatz in Katzwinkel entstand. Zigtausende freiwillige Arbeitsstunden waren dafür von den Mitgliedern aufgebracht worden, um heute auf einer sicheren Basis gemeinsam weitere Schritte zur Zukunftssicherung von Flugplatz und Verein zu gehen.

Frank Steege, Segelflugreferent des LSVRP, lenkte sein Augenmerk auf die Förderung des Streckenflugs durch den Landesverband, aber auch auf Einschätzung der aktuellen Situation der Vereine und ihrer Maßnahmen gegen Mitgliederschwund. Danach führte er fachlich versiert durch das Programm:
Den Anfang machte SFC-Mitglied und Linienpilot Tino Janke, der aufzeigte, warum „Checklisten noch keine guten Piloten machen“. Umfassende Flugvorbereitung und permanentes Problembewusstsein auch während des Fluges helfen vielmehr, sicher anzukommen. Dazu gehört neben der richtigen Einschätzung aller externen Faktoren auch die realistische Selbsteinschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit und der eigenen Kenntnisse und Fähigkeiten, um folgenschwere Fehler zu vermeiden.

Daran anschließend berichteten zwei junge Piloten, Aaron und Jonathan Sutor, von einem erlebnisreichen Flug „Mit Rückenwind in die französischen Pyrenäen“, der sie an einem einzigen Tag von Bad Sobernheim über 1000km bis nach St. Girons-Antichan führte. Die gute thermische Entwicklung nach dem Durchzug einer Kaltfront machte dies möglich, zusammen mit Erfahrung und hervorragender Planung.

Dazu gehörte die Beachtung der komplexen Luftraumstruktur in Frankreich ebenso wie das sich am Flugtag permanent verändernde Wetter mit unterschiedlichsten Thermikverhältnissen.

Von „komfortablen“ Wolkenstraßen über Blauthermik bis hin zu drohenden dunklen Wolken und niedriger Basis bei gleichzeitig ansteigendem Gelände und „toter“ Luft war alles dabei.

Am Boden konnten die Piloten dann die Gastfreundschaft der französischen Kameraden genießen, bevor es in zwei Etappen gegen den Wind durchs Rhônetal und später entlang des Jura und des Schwarzwalds wieder nach Hause ging. Was für ein Erlebnis!

Axel Schumacher, erfahrener Fluglehrer und Streckenflugpilot beim SFC, berichtete wie man „Streckensegelflug mit geringem Außenlanderisiko“ betreiben kann und so auch bei mäßigem Wetter größere Strecken stressfrei und sicher schafft.
Die richtige Vorgehensweise muss man sich unter Berücksichtigung der Wetterentwicklung, der verfügbaren Lufträume und richtiger Einschätzung des Außenlanderisikos erarbeiten. Die Erstellung der Route unter Nutzung von Thermikkarten und WeGlide-Hauptstrecken, eines eigenen Außenlandekatalogs, der verfügbaren Flugplätze entlang der geplanten Route, inklusive der Platzhöhe und der eventuellen Schleppmöglichkeiten helfen dann, auf Strecke Stress zu vermeiden.

Flugplätze im sicheren Gleitzahlbereich, auch bei Gegenwind, also das Fliegen „im sicheren Trichter“, sind die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ergibt sich aus permanenter Beobachtung der Entwicklung des Wetterfensters, Thermikänderungen, Wolken, Sicht und Gelände, ebenso wie der eigenen Fähigkeiten, sich auch aus niedriger Höhe und bei minimaler Thermik mit „sauberem“ Kurbeln geduldig wieder nach oben zu arbeiten.
Für die Mittagspause hatte Max Achenbach, Segelflugreferent des SFC und Organisator, nicht nur leckere Snacks und Kuchen durch die SFC-Mitglieder organisiert, ein riesiger Food-Truck hatte sich ebenso am Eingang der Stadthalle platziert und offerierte frische Burger aller Art sowie Beilagen, begleitet von Getränken aus der Stadthallenbar.

Nach der Mittagspause gab es dann einen sehr aktuellen Beitrag:
Der ehemalige DFS-Mitarbeiter und Luftraumexperte Herwart Goldbach klärte die Flieger auf, was aktuelle feindselige Aktivitäten für die Segelflieger bedeuten können.
„GPS Spamming & Spoofing“ bergen für alle Piloten erhebliches Gefahrenpotential, auf das man sich durchaus vorbereiten kann und muss, wenn man Streckenflüge plant. Das fängt mit einfachem Frequenzmonitoring auf der Frequenz 123,525 MHz und entspr. Transpondersetting an. Dass man NOTAMs und weitere aktuelle Fluginfos abruft versteht sich von selbst.
Dazu kommen aufgrund der heutigen weltpolitischen Lage aber weitere äußere Einflüsse auf die Piloten zu: Politik, Krieg, Jamming/Spoofing, z.B. GPS-Jamming durch LKWs, Militär und Interferenzen gegen die relativ schwachen GPS-Signale, auch aus Bordquellen oder ext. militärischen Quelle, sind inzwischen leider ein ernstzunehmendes Thema geworden.

Absichtliches „Spoofing“ leitet die Piloten fehl, eine besondere Gefahr, da man sich sicher fühlt, man hat ja das GPS-Signal, allerdings ein gefälschtes.
Es gilt daher, ein entsprechendes Gefahrenbewusstsein zu entwickeln und wieder die klassische Navigation, terrestrisch oder mit Hilfe von VOR/DME, zu üben und entsprechend vorbereitet zu sein. Die Kenntnisse sicherer Bodenmerkmale, das Erarbeiten von terrestrischen Auffanglinien, sind hilfreich und ergänzen die Beobachtung und richtige Einschätzung relevanter Auffälligkeiten. Kommunikation mit der Flugsicherung und Positionsbestimmung per Radar bringen im Problemfall dann zusätzliche Hilfen.
Abschließend informierte Trainer Felix Kries über das „D-Kader Rheinland-Pfalz und Sportsoldaten“ sowie die Förderung des Hochleistungssports im Segelflug. Sichtbare Erfolge der Trainingslager und Vorbereitungen auf die Streckenflugsaison sind dann z.B. drei RLP-Piloten in der Jugendnationalmannschaft. Und auch hier wird permanent Nachwuchs f. Trainer wie auch für´s D-Kader gesucht.

Direkt im Anschluss fanden die Ehrungen für die LSVRP-Mitglieder der Sparte Segelflug Sport und Ehrenamt RLP statt. Weitere Detailinfos dazu finden sich auf den Seiten des LSVRP.



Zu guter Letzt wurde Fank Steege als Segelflugreferent des LSVRP für die nächsten zwei Jahre per Akklamation unter Leitung von Armin Brast wiedergewählt.


Bei guten Gesprächen und kühlen Getränken ließen die Besucher den Tag ausklingen, bevor es auf die teils weiten Rückreisen ging.

